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Survivor Storys

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“Terroristen sind im Haus”

  • Tzofiya M.'s story

Die Terroristen sind ganz in der Nähe unseres Hauses

Die Geschichte unserer Rettung!!!


Ich will den Herrn loben von ganzem Herzen im Rate der Frommen und in der Gemeinde. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, denn seine Güte währet ewiglich. [aus Psalm 111 und 136, Anm. d. Übers.]

Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der du Schuldigen Wohltaten erweist, dass du mir alles Gute erwiesen. [Gebet nach Errettung aus Gefahr, Anm. d. Übers.]


In einem großen Wunder, mit großem Dank an Gott, den Allmächtigen, in großer Dankbarkeit für den Schutz und die Kräfte, von denen wir nicht wissen, woher sie uns geschickt wurden.

Den Feiertag verbrachten wir bei meinem Schwager und meiner Schwägerin in Moshav Yakhini im Süden. Ich hätte nie gedacht, dass wir in eine solche Situation und in einen solchen Albtraum geraten würden.

Es begann um 6 Uhr morgens mit verrückten Bumms, und innerhalb von Minuten verstanden wir, dass es ein Trommelfeuer von Beschuss ist und dass wir samt Kindern in den Schutzraum müssen.

Gleichzeitig sahen wir im Fernsehen, was vor sich ging, um zu verstehen, wer, wie und was genau passierte...

Währenddessen verstehen wir, dass es kein gewöhnlicher Beschuss war; und mein Mann und mein Schwager gehen nach draußen, um nachzusehen und zu verstehen, was los ist, da hören sie eine Salve von Schüssen ganz in der Nähe des Balkons. Innerhalb von Sekunden betraten sie den Schutzraum, verriegelten das Haus, verbarrikadierten die Türen mit Kühlschränken und brachten die schlafenden Kinder in den Schutzraum.


Wir versuchen zu verstehen, was passiert, eingeschlossen und gefangen im Schutzraum, wir begreifen, dass Terroristen in den Moshav eingedrungen waren. Mein Schwager und mein Mann sahen die Terroristen und mein Schwager begann, die Sicherheitsleute des Moshavs mit Hilfe der Kameras, die um das ganze Haus herum installiert sind, zu den Terroristen zu leiten.

Die Terroristen sind ganz in der Nähe unseres Hauses. 

Die Kinder wachen auf, Mist, was tun? Ich flehe sie an, verspreche alles in der Welt, nur bitte bleibt ruhig, man darf nicht sprechen... Sechs Stunden lang ist das Sprechen verboten, denn die Terroristen streifen durch den Moshav und die Armee ist noch nicht da.


Die Kinder müssen mal, und wir finden ein Einmachglas, in das sie Pipi machen können. Ich ziehe den Kleinen Windeln an und verspreche ihnen, dass sie eine riesige Überraschung bekommen, sobald wir hier raus sind…

In diesem Inferno  erhalten wir Nachrichten aus dem Moshav, dass die Terroristen immer noch draußen sind. Still sein und Ruhe bewahren. Auch wir Erwachsenen können nicht untereinander sprechen, damit die Kinder es nicht hören und verstehen, was passiert. 

Hiobsbotschaften kommen, es gibt fünf Tote im Moshav, zwei davon aus der Familie meines Schwagers. 

Wir bleiben verbarrikadiert im Schutzraum, praktisch ohne zu sprechen, praktisch ohne Austausch von Informationen über die Grausamkeiten und den Albtraum, die draußen stattfinden. 

24 Stunden lang wechseln mein Schwager und mein Mann sich dabei ab, die Türklinke des Schutzraums festzuhalten, denn man sagte uns, sie [die Terroristen] würden die Schutzraumtüren aufkriegen. Mit Messern in der Hand stehen sie an der Tür und geben sich Mühe, dass die Kinder nichts verstehen. Sie versuchen, sie abzulenken. Wir spielen, basteln und alles im Schutzraum, um die Zeit herumzubringen.

Am Abend sagen sie uns bereits, dass der Moshav frei von Terroristen ist, aber wir sollen noch im Schutzraum bleiben. Wir gehen nur raus, um Essen und Getränke zu holen und kehren sofort in den Schutzraum zurück.

Die Nacht verbringen wir im Schutzraum, elf Personen auf neun Quadratmetern,  versuchen irgendwie, Matratzen hinzulegen, schlafen sitzend, schlafen zusammengerollt, Hauptsache, gerettet werden und diesen Albtraum überleben. 

Am Morgen vernehmen wir, dass in der Nacht nochmals Terroristen in den Moshav eingedrungen sind, wieder kommt die Angst, ich bin wie gelähmt, kann nicht vom Bett aufstehen, trinke nur Cola zero und habe seit dem Schabbatmorgen nichts gegessen. 

Ich möchte nach Hause, fühle, dass ich das nicht aushalte, weder den Wahnsinn der Kinder noch den Stress von dem, was passieren könnte. Ich schreibe mit meiner Freundin, der Sicherheitsoffizierin der örtlichen Verwaltung, einer Frau, die mir so viel Mut gemacht hat. Ich berate mich mit ihr darüber, was draußen passiert und ob man von dort fliehen soll. Sie gibt mir viel Mut, ich bin total davon überzeugt , dass wir von dort weg müssen. Alle sind anderer Meinung, es gibt keine Genehmigung, besser abwarten. Die Anrufe, Nachrichten von Familie und Freunden, die sich um uns sorgen, aber ich halte das nicht aus. Ich schreibe meiner Freundin, dass ich von dort flüchten muss!! 

Gegen 15:00 Uhr spreche ich mit meinem Schwager und sage ihm, hör zu, wir müssen hier raus, ich halte das nicht aus, der Albtraum, den die Kinder durchlebten, ich glaube mit all meiner Kraft, dass das, was geschehen muss, geschieht, lass uns von hier abhauen, wir werden unterwegs beten, schreien, singen und diesem Albtraum entkommen. 

Er entscheidet, dass wir losfahren.



Tzofiya with her daughter

Wir beginnen uns zu organisieren, innerhalb einer halben Stunde sind alle in ihren Autos. Wir haben niemandem außer den Sicherheitsleuten Bescheid gesagt, dass wir gehen, damit sie das Militär informieren, damit wir nicht beschossen werden.

Wir fahren los, zitternd, bebend, niemand spricht miteinander vor lauter Stress. 


Wir fahren raus, passieren das Tor, sehen den Geländewagen der Terroristen, ihr Name sei ausgelöscht, kommen an brennenden Autos auf dem Weg vorbei, Straßensperren, wir fahren wie die Verrückten. 

Wir erreichen die Kreuzung von Beit Kama und fahren auf die Autobahn Nr. 6. Von dort aus teilen wir allen mit, dass wir geflohen sind. Dass wir aus diesem Albtraum geflohen sind, dass wir aus diesem Inferno geflohen sind, in das die Kinder geraten sind. 

Nach drei Stunden kommen wir im Jordantal an, der Puls normalisiert sich, das Herz wird ruhig. Wir werden von den Freunden im Moshav freundlich empfangen, oh, der Körper beginnt loszulassen. 

Einige der Kinder spielen vornehmlich im Haus, einige sprechen nicht. Wir essen, duschen und gehen schlafen. Oh mein Gott, die kleinen Dinge. 

Am nächsten Tag wachen wir auf und können nicht glauben, was wir durchgemacht haben. 

Wir beginnen, uns um die Kinder zu kümmern, damit sie rauslassen und verarbeiten können, was sie durchgemacht haben.

Mögen bessere Tage kommen!!! 

Mögen die Gefangenen und die Vermissten lebend gefunden werden! 

Mögen die Kinder des Grenzgebiets ruhigere Tage erleben. Wir waren nur 48 Stunden im Schutzraum, und es war ein furchtbares Trauma, ich weiss nicht, wie sie dort überleben 


Hoffnung ist das Einzige, das stärker ist als die Angst.

Mögen wir bessere Tage erleben, ruhigere Tage, friedlichere Tage. Mögen wir in der Lage sein, aus dem schrecklichen Albtraum zu erwachen, den wir durchgemacht haben und jeden Tag durchmachen, Amen.


Ich wünsche nur gute Nachrichten für das ganze Volk Israel.


Tzofiya M.

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