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Survivor Storys

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Wer aus dem Schutzraum rauskommt, stirbt, wer drinnen bleibt, auch

  • Surveillance Operator's story

Wir verstanden, dass sie fast alle unsere Beobachtungsposten getroffen hatten

Um 06:30 Uhr morgens schlief ich und hörte plötzlich laute Explosionen. Ich war sicher, dass ich träumte. Wir waren eine Viertelstunde lang im Schutzraum, und die Explosionen hörten nicht auf. Die Ohren wurden taub, der Kopf war schon benommen, der Körper zitterte, und ich konnte kaum sprechen. Meine Mutter rief an und hörte mich am Telefon weinen, Raketen ohne Pause. Ich sagte ihr, dass es selbst während einer Militäraktion nicht so war. Der Boden bebte, Filme im Kopf, was jetzt geschehen würde. Dann kam ein Anruf von der Kommandozentrale - “Überfall von überall, rennt zur Kommandozentrale.”


Unsere Freunde, mit denen wir am Vorabend zusammengesessen hatten, kamen mit Kugeln, Granatsplittern im Körper und voller Blut herein.

Wir waren uns nicht sicher, was zu tun war, im Schutzraum bleiben oder zur Kommandozentrale rennen mit der kleinen Chance, zu überleben, oder ob eine Rakete uns unterwegs treffen würde. Wir beschlossen zu rennen, weil wir nicht glaubten, dass es wahr ist - es war wie in einem Film. Wir hatten uns die ganze Zeit auf einen Überfall vorbereitet, aber niemand dachte, dass es wirklich passieren würde. Ich beendete das Telefonat mit meiner Mutter und begann zu rennen, in der Hoffnung, dass uns keine Rakete treffen und explodieren würde. Es war so nah, dass es sich anhörte, als würden sie neben oder auf mich fallen. Wir erreichten die Kommandozentrale, und alle Mädchen schrien und weinten. Wir verstanden, dass sie fast alle unsere Beobachtungsposten getroffen hatten. Ich konnte eine meiner Freundinnen nicht finden, und ich begriff, dass sie alleine in der Unterkunft zurückgeblieben war.


Sie ging nicht ans Telefon, und es gab keine Möglichkeit, zu ihr zu gelangen. Wir baten, dass man uns erzählte, was passiert war, und schließlich sagten sie uns, dass Terroristen die Basis erreicht hätten. Ich sah schwarz, und ich war sicher, dass dies mein Ende war. Ich konnte nicht atmen, meine Kehle war trocken, mein Magen krampfte sich zusammen, und mein Kopf noch mehr. Wir hörten Schüsse, Raketeneinschläge und Schreie. Wir beteten zu Gott, und das war das Einzige, was uns aufrecht hielt. Unsere Freunde, mit denen wir am Vorabend zusammengesessen hatten, kamen mit Kugeln, Granatsplittern im Körper und voller Blut herein.


Sie brachten Verletzte herein, einen nach dem anderen, ohne Pause. Es war ein Horrorfilm. Die Kommandozentrale füllte sich mit Verwundeten, ich schaute hin und verstand es nicht. Es war ein völliges Chaos. Schreie, da war eine Frau mit einem Baby in der Kommandozentrale. Die 51. Brigade kämpfte mit den letzten verbliebenen Kräften um uns, nachdem sie ihre Freunde vor ihren Augen hatten sterben sehen. Sie [die Terroristen, Anm. d. Übers.] überraschten uns unvorbereitet.


Die letzten Liter Wasser teilten wir in kleinen Schlucken unter uns auf.

War Room

Wir halfen, so gut wir konnten. Unsere Freunde fielen vor unseren Augen, in unseren Armen. Langsam wurde uns klar, dass unsere Freunde nicht mehr von draußen zurückkommen. Plötzlich kam unsere Freundin, die in der Unterkunft geblieben war, herein und sagte, dass genau zwei Minuten nachdem wir die Schutzräume verlassen hatten, die Terroristen in die Unterkünfte eingedrungen seien. Sie hatte alles gehört - wie sie in die Zimmer eindrangen, stahlen, unsere Freunde aus der Basis mit Handgranaten in die Luft sprengten und auf sie schossen; einer von ihnen drang sogar in mein Zimmer ein und schloss sich dort ein. Wir versteckten uns unter den Tischen, einige von uns in Schränken, und einige halfen den Verwundeten. Der Strom fiel komplett aus und auch der Stromgenerator half nicht mehr. Die Türen gingen auf, und die Terroristen waren immer noch draußen. Die letzten Liter Wasser teilten wir in kleinen Schlucken unter uns auf.


Sie sagten uns, dass die Terroristen auf unserem Dach seien und draußen keine Streitkräfte mehr. Wir blieben mit sieben Soldaten zurück und waren sicher, dass wir von dort nicht lebend herauskommen würden. Die Soldaten kamen einer nach dem anderen herein und schrien, es seien alle weg, es seien keine Soldaten mehr da, niemand könne mehr helfen. Wir flehten sie an, uns zu retten, und dann kamen Kampfeinheiten an und wir atmeten etwas auf - endlich sagten sie, sie würden uns retten. Diese sieben Minuten bis zum Bus werde ich mein Leben lang nicht vergessen - Leichen, die man vor uns zu verstecken versuchte, Schüsse im Hintergrund und Dunkelheit. Wir mussten still sein, eng zusammenbleiben und weiterrennen.


Eine Soldatin der Überwachungseinheit.

Source: Ynet

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